Einblick in die Vereinsgeschichte
Die Liederlust singt aber nicht nur, sondern hat sich in Vergangenheit - wie in der Gegenwart - nach Möglichkeit im Ort engagiert. Der ehemalige Bürgermeister Ohmdens, Herrn Merkle, schrieb 27.02.2006: "Das zusätzliche ehrenamtliche Engagement des Vereins und seiner Mitglieder für die Gemeinde, das weit über die eigentliche Vereinsarbeit hinausgeht, ist besonders zu erwähnen. Es ist sicherlich nicht alltäglich, daß ein kulturtreibender Verein für die Gemeinde einen neuen Spielplatz anlegt, oder ein baufälliges, denkmalgeschütztes Waaghäusle vwaaghaus kleinollständig renoviert und wieder zu einem Schmuckstück in der Ortsmitte macht, um nur die bedeutendsten und augenfälligsten Aktivitäten für die Gemeinde in der jüngsten Vergangenheit zu nennen. Der Gesangverein ist für die Gemeinde und für das Leben in unserer Gemeinde Ohmden ein mehr als wertvolles Element und verdient deshalb Lob und Anerkennung."
Gründer des Gesangvereins war ein Lehrer
In der Ortschronik von Pfarrer Eugen Beck aus dem Jahre 1890 wird berichtet, dass der Ohmdener Schullehrer Johann Georg Scheufelen um 1835 in Ohmden einen Gesangverein gründete, der sich mit kirchlichen und weltlichem Gesang am dörflichen Leben beteiligte. Johann Georg Scheufelen war von 1818 bis 1849 Lehrer in Ohmden. Er stammte aus Weilheim, wo sein Vater ein erfolgreicher Bäckermeister war, der es wohl auch schon zu einem ansehnlichen Wohlstand gebracht hatte. Warum Johann Georg den Lehrerberuf ergriff, obwohl sein Vater recht wohlhabend war, ist nicht bekannt. Zu dieser Zeit wurden nämlich eher "leibarme Menschen" Lehrer, weil sie aus körperlichen Gründen weder zum Bauern, noch zum Handwerker taugten. Zudem waren die Dorfschullehrer schlecht besoldet, so dass sie noch allerhand Nebentätigkeiten verrichten mussten, um eine Familie ernähren zu können. Aber auch die Anforderungen an das Wissen der künftigen Lehrer war eher bescheiden. Ein bisschen Lesen, eine erträgliche Handschrift, etwas Rechenfähigkeit, und ein gutes Gedächtnis genügten, um als kaum konfirmierter Bursche als Schullehrling angenommen zu werden. In der württembergischen Kirchenordnung war zudem festgelegt, dass das Amt des Schulmeisters den Mesnern anzuvertrauen sei. Dies bedeutete, dass der Schulmeister zugleich auch Mesner war, der die Kirche reinigen, die Öfen heizen und die Glocken läuten musste. Zudem stand die Lehrtätigkeit unter der Aufsicht des Pfarrers und war im Dorf schon deshalb meist wenig angesehen, weil er die Kinder durch den Schulbesuch von der Arbeit auf dem Feld und im Stall abhielt.
Wahrscheinlich reizte den jungen Johann Georg Scheufelen der Lehrerberuf nur deshalb, weil er etwas mit Musik zu schaffen hatte. Johann Georg war nämlich sehr musikalisch. Schon als Junge spielte er auf der Orgel in der Weilheimer Kirche St. Peter. Bei der Lehrerprüfung legte er auch noch eine Musikprüfung ab, wobei er in Klavier- und Orgelspiel, in Singen, Klarinettblasen und Violinspiel die Noten "sehr gut", im Flötenblasen und in der Beherrschung von Viola und Kontrabass "gut" erhielt. Offensichtlich war Johann Georg ein Allround-Musikus, der die einzige Chance zur Verwirklichung seiner musikalischen Fähigkeiten im Lehrerberuf sah.
Als Johann Georg Scheufelen seine Schulmeisterstelle in Ohmden antrat, hatte der Ort etwa 600 Einwohner. Da keine geeignete Lehrerwohnung vorhanden war, kaufte ihm sein Vater ein Haus mit Scheuer und Garten in unmittelbarer Nähe der Kirche und des Rathauses. Unterricht wurde im Rathaus gehalten. Schon bald heiratete Scheufelen Friederike Büchele aus Hattenhofen. In 24-jähriger Ehe gebar sie elf Kinder, von denen allerdings nur drei am Leben blieben.
Die Besoldung des jungen Schulmeisters betrug in den ersten 20 Jahren 275 Gulden jährlich. Außerdem standen ihm die sogenannten Schulgüter zur Verfügung, nämlich zwei Äcker mit zusammen einem Morgen (dies entspricht etwa einem Drittel Hektar) Fläche, drei Gemeindeteile und eine Wiese. Allerdings erlaubte ihm der Wohlstand des Vaters, sich noch einige Äcker und Wiesen hinzu zu kaufen. Sogar ein "Pianoforte" konnte er sich leisten, obwohl dies fast so viel kostete wie ein Jahresgehalt. Er erteilte auch Unterricht im Klavier- und Violinspiel. Offensichtlich versuchte der musikbegeisterte junge Schulmeister das Dörfchen, das ihm als Wirkungskreis zugewiesen war, auch musikalisch zu kultivieren. Die Gründung des Gesangvereins im Jahre 1835 ist hierfür ein weiteres Beispiel.
(Zahlreiche Angaben über Johann Georg Scheufelen sind dem Jubiläumsbuch "100 Jahre Scheufelen" aus dem Jahre 1955 entnommen. Für die Überlassung dieser Informationen danken wir Herrn Dr. Ulrich Scheufelen, Oberlenningen)